Bücher waren für mich immer wichtig. Ich habe viel gelesen - kreuz und quer und meine Eltern haben mich immer unterstützt durch Vorlesen oder auch Vorleben - seit ich mich erinnern kann waren sie Mitglied in der "Büchergilde Gutenberg" - (damals) dem Buchclub der Gewerkschaften und so mindestens einmal im Quartal der "Vorschlagsband" der Büchergilde in's Haus (persönlich durch den "Vertrauensmann") und die Bücher waren auch mir zugänglich. Spätestens in der Werdingstrasse hatten sie ihren festen Platz im Wohnzimmerschrank und ich stöberte im Angebot herum.
Das war keine Bibliothek wie sie Sartre in "Die Wörter" beschreibt und es gab auch keinen Kanon, der vorhanden gewesen wäre - es war halt die Auswahl, die sich durch den Besuch des BG Vertreters ergab und damit hatten die Werke eben eine "sozialdemokratische Grundierung" in unserem katholischen Arbeiterhaushalt. Ohne weiter nachdenken zu müssen bleibt mir der Titel "So grün war mein Tal" von Richard Llellwyn (Familiengeschichte einer walisischen Bergarbeiterfamilie) wohl immer in Erinnerung und "Ich sag' Dir alles" war ein wunderbares Kompendium der damals in den 1960gern bekannten physikalischen Zusammenhängen von Erde und Kosmos, das ich verschlungen habe. Das Buch war der inhaltliche Nachfolger von "Knaurs Kinderbuch in Farbe", das mir die Welt erschloss und an dessen Zeichnungen zu Baustilen, Bekleidung u.a. durch die Jahrhunderte, ich mich noch genau erinnern kann.
Erich Kästner war Teil der Schrankbibliothek, "Emil und die Detektive, Das fliegende Klassenzimmer" aber schon ganz früh auch: "Drei Männer im Schnee" - eines der wenigen Bücher, das ich mehrmals gelesen habe!! und "Die rote Zora" von Kurt Held sorgten für Lesefreude.
Neben den "Schrankbüchern" der Büchergilde war die zweite Quelle der Buchbeschaffung die Borromäus-Bücherei der katholischen Pfarrgemeinde Heiligkreuz, der Zugang zu Büchern schlechthin, denn neben den Büchern der BG konnten sich meine Eltern keinen Buchkauf in einer Buchhandlung leisten. Es lag auch außerhalb ihrer Lebenserfahrung in eine Buchhandlung zu gehen und auch für meine Mutter war die Bücherei in einem Nebenraum der Pfarrkirche die Buchbezugsquelle.
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