Nikolaus Fries (? - 1965) und Johanna Fries (geb. Mittermeier) (24.06.1889 - 16.09.1934) waren meine Großeltern mütterlicherseits - von der Oma gibt es kein Foto - sie starb noch vor dem zweiten Weltkrieg und ihr gesamter Besitz ging in den familiären Krisen der NS-Zeit und im Krieg verloren.
Leider weiß ich über die Herkunft und die Lebensgeschichte der beiden fast nichts. Oma Johanna starb 1934, da war meine Mutter 10 und ihr jüngster Bruder Rudi (mein späterer Patenonkel) 3 Jahre alt. In der saarländischen Sippe hieß es immer, Johanna sei an "gebrochenem Herzen" oder Gram gestorben, weil der Besitz der Familie Fries - ein stattliches Haus am Dillinger Markt - zu Beginn der Nazi-Zeit verloren ging. Opa Nickolaus hätte damals alles verloren, weil er für einen Freund oder Geschäftspartner (??) mit seinem Vermögen gebürgt hätte und da dieser Jude gewesen sei, wäre der Besitz durch die Bürgschaft verloren gegangen. Ich konnte die Erzählung bis heute nicht verifizieren...
Opa Nickolaus heiratete dann wieder (das Jahr habe ich auch noch nicht herausgefunden) und zog mit den jüngeren Kindern ( Hannelore, Martha und Rudi) nach Rissenthal (heute Ortsteil von Losheim im nördlichen Saarland) auf einen kleinen Bauernhof seiner Frau. Meine Mutter hatte nur bittere Erinnerungen an diese Zeit, sie (das Stadtkind) erzählte von Mitarbeit auf den Feldern (z.B. das händische Wässern der Pflanzen) und einem angespannten Verhältnis zur Stiefmutter und den Stiefgeschwistern. Es gab auch in der späteren Familiengeschichte keine weiteren Kontakte zur Rissenthaler-Teilfamilie und Opa Nickolaus kam im Pflegealter zurück nach Saarwellingen in die Familie der jüngeren Schwester meiner Mutter. Die einzige Person aus der Familie, der später immer mal wieder aus Rissenthal erzählte und auch weiterhin Kontakt zur dortigen Familie hielt war Onkel Rudi, weil er - 1931 geboren - bis zum Beginn seiner Arbeit in den saarländischen Kohlegruben - dort wohnte und dort "seine Familie" hatte.
Nickolaus arbeitete als Vorarbeiter oder in ähnlicher Stellung auf der "Dillinger Hütte", die zu dieser Zeit schon seit Jahrhunderten (Gründung unter Ludwig XIV im 17ten Jhrt) ein wichtiges Zentrum der Eisenverarbeitung in (zunächst Frankreich dann) Deutschland war.
Es gibt eine Geschichte über ihn, die ihn als Erfinder der "Doppelgabel" beschreibt, ein Gerät zur besseren Handhabung der Koksbrocken, die in der Verhüttung von Eisenerz eine wichtige Rolle spielen. Damit beim Schippen mit der Gabel die Koksbrocken nicht immer wieder in größeren Mengen von der Gabel fielen, erfand er einen Mechanismus, der eine obere Gabel auf den aufgenommenen Koks klappte und somit einen Korb bildete. Damit konnte dann die ursprünglich aufgenommene Menge Koks sicher und verlustfrei an den Bestimmungsort geschaufelt werden.
Ob die Geschichte stimmt weiß ich nicht, aber sie gefällt mir gut, bei meinen Recherchen im Internet habe ich neben vielen anderen Arten von Stein-, Schotter-, Koks- und Dunggabeln aber kein auf die Beschreibung passendes Arbeitsgerät gefunden.
Den saarländischen Opa habe ich dann bei den Besuchen und Ferienaufenthalten in Saarwellingen erlebt, er hatte ähnlich wie die Trierer Großeltern ein Zimmer bei Onkel Hans und Tante Martha im Haus, guckte Fernsehn und mochte Schnapps.
Von meiner Oma Johanna ist außer ihrem frühen Tod nur bruchstückhaftes Erinnern meiner Mutter und ihrer Geschwister geblieben. Hausfrau, viel Arbeit, fünf Kinder -keine charakterliche Beschreibung, vielleicht sogar eher ein leichter Ärger bei meiner Mutter sie so früh verloren zu haben.
Mittermüller.....